Hope is a verb with the sleeves rolled up.
(Hoffen ist ein Verb mit aufgekrempelten Ärmeln.)

David W. Orr (Umweltwissenschaftler)

Die gegenwärtigen Krisen, vor allem der globale Klimawandel, das Artensterben und insgesamt das Überschreiten der planetaren Belastungsgrenzen, erfordern dringend grundlegende Veränderungen von Gesellschaft und Wirtschaft in Richtung Zukunftsfähigkeit.

Seit langem ist klar, dass wir nicht weitermachen können wie bisher. Ein tiefgreifender transformativer Umbau ist notwendig, der ua die möglichst rasche, drastische Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, des Ressourcenverbrauchs, einen verstärkten Schutz und die Wiederherstellung der natürlichen Lebensgrundlagen umfasst, aber auch den entschlossenen Abbau von Verteilungsungleichheiten und mehr. Für einen solchen Umbau haben wir alle aufgrund der universellen Menschen- und Kinderrechte eine moralische und gesetzlich verankerte Verpflichtung - gegenüber Menschen in den ärmeren Ländern des Südens, die nichts zum Klimawandel beigetragen haben, aber schon jetzt unter den Folgen am meisten leiden, aber auch gegenüber der nicht-menschlichen Natur und den zukünftigen Generationen.

Diese epochale „Große Transformation“, die Umsetzung der „Agenda 2030“ der UNO, bedarf vor allem des entschlossenen und raschen Handelns der Regierungen, Parlamente, der Wirtschaft und Industrie. Zugleich bedarf diese auch des Engagements der Zivilgesellschaft in allen Bereichen. „Die Transformation von Strukturen für ein klimafreundliches Leben erfordert die Mitwirkung aller gesellschaftlichen Kräfte.“ (APCC Special Report „Strukturen für ein klimafreundliches Leben“, 2023)

Nötig ist ein Schulterschluss, eine verstärkte Kooperation und ein verstärkter direkter Austausch von  Akteuren und Akteurinnen aus unterschiedlichen Bereichen, um die bestehenden Hürden, Blockaden und Schwierigkeiten für diesen tiefgreifenden strukturellen, systemischen Wandel in Richtung einer Kultur der Nachhaltigkeit zu überwinden. Das „Österreichische Transformationsforum“ bildet einen überparteilichen Begegnungsraum, der der Vernetzung und dem Dialog von verschiedenen Organisationen und sozialen Bewegungen dient. Die Konferenz wird jährlich stattfinden und in einem partizipativen Prozess von verschiedenen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Bewegungen aus den Bereichen Wissenschaft, Klimabewegungen, Wirtschaft, Interessensvertretungen und Religionsgemeinschaften vorbereitet und gestaltet.

 

Leitende Fragen sind dabei:

  • Welche positiven Visionen haben wir von einer zukunftsfähigen, nachhaltigen und fairen Gesellschaft und Wirtschaft? Wie kann die leitende Orientierung – ein gutes Leben für alle auf einem bewohnbaren Planeten – in den verschiedenen Sektoren konkret heruntergebrochen und praktisch umgesetzt werden?
  • Wie können sich Organisationen und soziale Bewegungen gegenseitig bei der sozial-ökologischen Transformation inspirieren, unterstützen und zusammenschließen? Wie können Synergien genutzt werden?
  • Welche Best-Practice-Beispiele und Modelle existieren, auf die als Ressourcen zurückgegriffen werden kann und so zum Wandel ermutigen? Welche konkreten Projekte, Initiativen und „ungewöhnlichen Allianzen“ (Otto Scharmer) können gemeinsam entwickelt werden, um im eigenen Bereich und generell in der Bevölkerung zu einem Bewusstseinswandel und zu nachhaltigen strukturellen Veränderungen beizutragen?

 

Zentrale Ziele sind:

  1. Aufbruchsstimmung: eine positive, konstruktive gesellschaftliche Aufbruchsstimmung und Veränderungsbereitschaft zu fördern – als Gegengewicht zu einer Haltung des Einfach-Weiter-So und einer Politik des Zögerns, zu Pessimismus und Endzeitstimmung, zu Blockaden des Wandels und Veränderungsunwilligkeit, zu einer Politik des Populismus, der Leugnung des Problems und gesellschaftlicher Spaltung;
  2. Mut machen für den Wandel: das Bewusstsein dafür zu fördern, dass der sozial-ökologische Wandel bereits an vielen Orten und auf vielen Ebenen stattfindet und welche Ressourcen, Ideen, Ansätze dafür zur Verfügung stehen; innovative, kreative, zukunftsfähige sozial-ökologische Perspektiven, Maßnahmen und Ansätze in den öffentlichen Diskurs stärker einzubringen - über die „Nachhaltigkeits-Blase“ hinaus;
  3. ambitionierte Klimapolitik: Rückenstärkung für eine konsequente sachgerechte ambitionierte nationale Klima- und Umweltpolitik, die den Pariser Klimazielen entspricht, seitens der Zivilgesellschaft;
  4. sozial gerechte Transformation: das Bewusstsein für die soziale Dimension der Nachhaltigkeitswende zu stärken und die Transformation als sozialökologische zu verstehen. Die Dekarbonisierung kann nur gelingen, wenn sie sozial gerecht durchgeführt wird und die Kosten und Lasten aber auch die Chancen der ökologischen Transformation fair verteilt werden. Die Perspektiven und Ansprüche der Beschäftigten müssen Gehör finden und berücksichtigt werden. Sorgen von Arbeitnehmer_innen  und von Menschen in prekären Lebenslagen - die fürchten, zu den ökonomischen Verlierern der Transformation zu gehören - müssen politisch ernstgenommen werden, um Vorbehalte und Skepsis gegenüber Klimapolitik entkräften zu können.
  5. gesellschaftliche Kooperation zu leben und zu stärken, über die Grenzen der unterschiedlichen Milieus, politischen Lager, gesellschaftlichen Bereiche hinaus, in einem Geist des Dialogs und des Respekts angesichts von Unterschiedlichkeit und Pluralität.

 

Der schwierige, konflikthafte Übergang im Kontext von globalen Mehrfachkrisen und Bedrohungen in einer „taumelnden Welt“ (Bill McKibben) erfordert eine starke, entschlossene und mutige zivilgesellschaftliche Kooperation – mit Tatkraft, sachlichem Pragmatismus, Innovationsfreudigkeit, Kreativität, Zusammenarbeit, Offenheit für Neues, Wertschätzung von Unterschieden und Zuversicht. Eine solche Stärkung der gesellschaftlichen Kooperation bildet ein Gegengewicht gegen autoritär-populistische „Polarisierungsunternehmer“ (Steffen Mau), die gezielt auf eine Spaltung der Gesellschaft hinarbeiten, sie herbeizureden versuchen, die Krisenstimmung politisch bewirtschaften und den Verfassungsstaat und die Demokratie herausfordern. Das Transformationsforum leistet damit seitens der Zivilgesellschaft einen Beitrag zur Resilienz und zur Erneuerung der liberalen repräsentativen rechtsstaatlichen Demokratie, der offenen kosmopolitischen, pluralen Gesellschaft und zum sozialen Zusammenhalt.

 

Von der Steuerungsgruppe des „Österreichischen Transformationsforums“ verabschiedet am 23. Jänner 2024.

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