Endbericht zum FTI Forschungsprojekt „Mobile Dinge, Menschen und Ideen“
Mit dem Endbericht zum FTI Forschungsprojekt „Mobile Dinge, Menschen und Ideen. Eine bewegte Geschichte Niederösterreichs“ (Laufzeit 2019–2022) liegt nun auch die Dokumentation des archäologischen Beitrags des Zentrums für Museale Sammlungswissenschaften an der Universität für Weiterbildung Krems (UWK) zum Gesamtprojekt vor, dessen Koordination unter der Leitung von Martha Keil dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs oblag.
Daniela Fehlmann und Julia Längauer, UWK-Projektmitarbeiterinnen am Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften, befassten sich mit der fachlichen Begleitung von Franz Pieler, Leiter des Sammlungsbereichs Urgeschichte, Historische Archäologie der Landessammlungen Niederösterreich, mit Mobilität während der Linearbandkeramik (5500-4900 v.Chr.)
Unter dem Titel „Scherbe, Stein, kein Papier – die „Mobilen Dinge“ der linearbandkeramischen Siedlung von Asparn/Schletz“ hinterfragten die Archäolog*innen das Sesshaftigkeits-Narrativ anhand archäologischer Funde der LBK-Siedlung Asparn/Schletz dem Zeitraum 5500–4900 v. Chr., deren Ausgrabungen 1982-2005 durchgeführt wurden und die sich im Bestand der Landessammlungen Niederösterreich befinden. Gerade durch die aufsehenerregenden Funde menschlicher Skelette stellt diese Siedlung eine der Schlüsselfundstellen für das mitteleuropäische Frühneolithikum dar.
Zu den Fragestellungen des Forschungsprojekts gehörte es, zu beleuchten, welche Außenkontakte die Bewohner*innen eines Zentralorts hatten, der als Knotenpunkt von Fernbeziehungen angesehen werden kann. Dem archäologischen Team gelang es, im Fundgut, Importgüter wie Keramik oder Gesteine zu identifizieren und diese bestimmten Haushalten oder Siedlungsbereichen zuzuordnen, welche wohl teilweise auf Handel und lange Transporte spezialisiert waren. Außerdem konnte festgestellt werden, dass die Bewohner*innen über weitreichende Kontakte verfügten, die neben Handel auch Hinweise auf Heiratsmigration und eine frühe Form von diplomatischen Austausch aufzeigen. Damit wurde ein Mobilitätskonzept detektiert, das eine neue Sichtweise auf die als primär agrarisch gedachte Gesellschaftsordnung der „Frühen Bauern“ bedeutet.