24.11.2023

Von 1. bis 2. Dezember 2023 veranstaltet das Department für Kunst- und Kulturwissenschaften der Universität für Weiterbildung Krems in Kooperation mit dem Institut für Österreichkunde Wien (IÖK), der Universität Wien und der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich die 73. Historikertagung. Im Zentrum steht der Fragenkomplex, wie die facettenreiche Industriegeschichte und das reiche industriekulturelle Erbe Österreichs für die Zukunft nachhaltig erhalten, sichtbar gemacht und für die Bildung genutzt werden können.

Österreich gilt in der öffentlichen Wahrnehmung vor allem als Agrar- und Tourismusland. Tatsächlich wird jedoch aktuell ein Drittel der Wirtschaftsleistung im Industriesektor erzielt, gegenüber nur rund zwei Prozent im Agrarsektor. Unter den Bundesländern ist besonders Niederösterreich historisch stark von seiner Industrie geprägt, wie auch die Bezeichnung Industrieviertel anzeigt. Wirtschaftliche Veränderungen, technische Entwicklungen und die Umbrüche der globalen Ära haben vielerorts jedoch zu radikalen Veränderungen geführt – bis hin zu ganzen Industriezweigen, die eingestellt oder verlagert, und jahrhundertealten Industriestandorten, die geschlossen wurden.

Zukunftsperspektiven der Industriekultur

Aus der Perspektive des postindustriellen Zeitalters stellt sich im Rahmen der Tagung die Frage, wie die facettenreiche Industriegeschichte und das reiche industriekulturelle Erbe Österreichs für die Zukunft nachhaltig erhalten, sichtbar gemacht und für die Bildung genutzt werden können. Was soll bewahrt, erforscht, präsentiert und vermittelt werden und vor allem: Wie soll dies geschehen? Dabei ist zu bedenken, dass Industriegeschichte nicht nur Wirtschafts- und Technikaspekte, sondern auch wesentliche soziale, politische und kulturelle Komponenten umfasst.

Die wissenschaftliche Leitung der Tagung liegt bei Univ.-Prof.in Dr.in Anja Grebe, Universität für Weiterbildung Krems, und Univ.-Prof. Dr. Thomas Hellmuth, Universität Wien. Die Beiträge der Universität Krems fokussieren auf innovative Citizen-Science-Aspekte und werden von Ass.-Prof.in Dr.in Edith Blaschitz, Dr.in Hanna Brinkmann, M.A. und Mag.a Katja Brunn, BA präsentiert.

Fokus auf „blinde Flecken“ in der Geschichte

Der Ansatz der Industriekultur vereint diese verschiedenen Elemente und beschäftigt sich mit der Erinnerung ebenso wie mit dem Einfluss auf die Gegenwart. Neben dem materiellen Erbe in Form von Bauten, vergangenen ebenso wie aktuellen Industrie­anlagen sowie der Geschichte und Gegenwart von Firmen und ihren Innovationen rückt er das Arbeits- und Alltagsleben in all seiner Diversität in den Fokus.

Im besonderen Interesse der Tagung stehen auch bislang noch weniger beleuchtete Themen der Industriekultur und Industriegeschichte in Österreich. Hierzu gehören Aspekte wie die NS-Zwangsarbeiter_innen ebenso wie Arbeitsmigration in der Nachkriegszeit, Arbeiter_innen-Siedlungen, die Chancen der Musealisierung sowie der nachhaltigen, partizipativen Vermittlung der Industriekultur im digitalen Zeitalter. Doch nicht jede Industrieanlage kann ein Museum werden: Welche lokalen und regionalen Auswirkungen hat der Strukturwandel und welche Optionen der Nachnutzung boten und bieten sich? Ausgehend vom Tagungsstandort Wilhelmsburg – in der ehemaligen Keramikfabrik – und weiteren Beispielen aus verschiedenen Städten und Regionen soll das industriekulturelle Erbe Österreichs in den Blick genommen und die Möglichkeiten neuer, interdisziplinärer Zugänge, insbesondere in Bezug auf die Forschung und Bildung, diskutiert werden.

 

73. Historikertagung
Industriekultur – Bewahren, erforschen, vermitteln

Termin:         1.–2. Dezember 2023
Beginn:         9:30 Uhr

Ort:                Historische Werksküche im Wilhelmsburger Geschirr-Museum
Anmeldung bitte per E-Mail bei Birgit Dörfl, BA, Institut für Österreichkunde, an: ioek.wirtschaftsgeschichte@univie.ac.at

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