Als die Belegschaft der Erste Group Bank 2007 stark internationalisiert werden sollte, betrat das Unternehmen Neuland. Inzwischen hat Integrationsmanagerin und Absolventin Franziska Simader-Schober eine funktionierende Struktur sowie eine erfolgreiche innerbetriebliche Kultur auf den Weg gebracht.

Von Ilse Königstetter

Ursprünglich hatte sie sich als Jugendliche eine Ausbildung zur Hotelfachfrau vorgestellt, blieb aber dann auf Anraten ihres Englischlehrers doch bis zur Matura in einem Kremser Gymnasium. Und da das Leben manchmal einfach passiert, während man andere Pläne macht, wurde Franziska Simader-Schober bald Mutter eines Sohnes. Nach ihrer Karenzzeit arbeitete sie zunächst einige Zeit bei den österreichischen Lotterien, danach in einem Betrieb für Abfallwirtschaft in Krems. Schließlich bewarb sie sich 2005 bei der Erste Bank und wurde Assistentin des Bereichsleiters für Konzernstrategie. Als das Unternehmen ein Mobility Programm für Mitarbeiter_innen, die in den Auslandstöchtern arbeiteten, ins Leben rief, fühlte sich Simader-Schober von der ausgeschriebenen Position der HR-Managerin sehr angesprochen: „Ich habe mich dafür beworben, wurde engagiert und sprang ins kalte Wasser“. Schließlich war ein völlig neuer Bereich innerhalb der Erste Group neu aufzubauen und in Gang zu bringen. Eine Mammutaufgabe, denn es mussten nicht nur Abläufe, Gesetzesgrundlagen und Zuständigkeiten von Behörden und Ministerien eruiert werden, es galt auch, eine auf dem internationalen Markt übliche Willkommenskultur im Unternehmen einzuführen. Seit 2007 ist Franziska Simader-Schober nun schon als Integrationsmanagerin für die Ausländer_innenbeschäftigung in der Erste Group Bank AG verantwortlich. Ihr Aufgabengebiet umfasst unter anderem die Unterstützung bei der Erlangung der Zulassungen zum österreichischen Arbeitsmarkt, wie beispielsweise der „Rot-Weiß-Rot-Karte“, der „Blauen Karte EU“ oder anderer nötiger Beschäftigungsbewilligungen. Darüber hinaus werden Informationen zur Wohnungssuche oder zu Kindergarten- bzw. Schulplätzen zur Verfügung gestellt. „Wir helfen auch bei Anträgen aller Art, wie Mitversicherung, Familienbeihilfe oder Fahrzeugimport“, nennt Simader-Schober weitere Beispiele.

Die besten Köpfe finden

Die Anzahl der Mitarbeitenden mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft in der Erste Group ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. „Das bekannte Problem des Fachkräftemangels, vor allem in der IT, ist auch für unser Unternehmen eine große Herausforderung bei der Besetzung von entsprechenden Positionen“, weiß Franziska Simader-Schober aus ihrer langjährigen Erfahrung. Da auf dem österreichischen Arbeitsmarkt hochqualifizierte Professionals in diesem Bereich rar sind, bemüht sich die Erste Group als international agierender Arbeitgeber um attraktive Rahmenbedingungen, um bestausgebildetes Personal rekrutieren zu können und möglichst langfristig ans Unternehmen zu binden. Vor allem im IT-Bereich handelt es sich oftmals um indische Staatsbürger_innen. Franziska Simader-Schober: „Die Tendenz, multikulturell zu besetzen, wird vom Unternehmen auch deshalb begrüßt, weil die dadurch entstehende Diversität als bereichernd empfunden wird“. Ein Trend, der mit Ausbruch der Coronapandemie einen empfindlichen Einbruch erfuhr. Ganz leicht ist die Integration nichtösterreichischer Staatsbürger_innen in Österreich häufig nicht. „Mitunter müssen wir für die Erlangung eines Aufenthaltstitels drei bis vier Monate anberaumen, bevor wir den neuen Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin bei uns begrüßen können.“ Bei einer Person aus einem Drittstaatenland kann das manchmal sogar ein halbes Jahr oder länger dauern. Ein nahezu unzumutbarer Zeitraum für den Kandidaten oder die Kandidatin angesichts des ohnehin schon aufwändigen Umsiedlungsprozederes, genauso wie für das Unternehmen, das die Position möglichst rasch besetzen muss. Hier wünscht sich die Integrationsmanagerin mehr Transparenz bei der Abwicklung der Prozesse, betont aber das grundsätzlich sehr gute Einvernehmen mit den jeweiligen Referent_innen bei den Behörden, wenn Unklarheiten oder Probleme zu klären sind.

Neue Perspektiven

Mit welchen speziellen Herausforderungen die Vertreter_innen der jeweiligen Behörden konfrontiert sind, konnte Franziska Simader-Schober auch im Rahmen ihres Studiums an der Universität für Weiterbildung Krems erfahren. Um ihren Aufgaben als Integrationsmanagerin noch besser gerecht werden zu können, entschied sie sich 2009 für ein Masterstudium in Migrationswissenschaften am Department für Migration und Globalisierung. 2015 erwarb sie mit einer Master-Thesis zum Thema „Arbeitsmigration in der Erste Group Bank AG“ ihren akademischen Abschluss. „Dieses Studium war für mich eine optimale Ergänzung zu meiner langjährigen Praxis, das erworbene Wissen eröffnete mir viele neue Perspektiven.“ Zu schätzen wusste Franziska Simader-Schober vor allem die Expertise der Vortragenden und das hervorragende Netzwerk, das mit den Mitstudierenden geknüpft werden konnte. Der Austausch mit Teilnehmenden, wie etwa vom AMS und anderen Institutionen, förderte das gegenseitige Verständnis für die jeweiligen Sichtweisen und die komplexen Richtlinien. Das Dialogforum des Departments ist für die Integrationsmanagerin nach wie vor eine wichtige Plattform: „Dort werden regelmäßig neue Themen aufgegriffen, die mich nachhaltig weiterbringen.“

Den Ausgleich zu ihrem beruflichen Engagement findet Franziska Simader-Schober im Kreis ihrer Familie und beim Sport. Gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer zwölfjährigen Tochter lebt sie im niederösterreichischen Gösing am Wagram. Seit ein paar Wochen wird ein neues Mitglied in den Familienverbund integriert: ein kleiner Welpe namens Franz. Sein Frauchen ist nicht nur eine passionierte Läuferin und Skifahrerin, gerne entspannt sie sich auch beim Arbeiten im Garten und beim Kochen.


FRANZISKA SIMADER-SCHOBER
Franziska Simader-Schober, MSc, geboren 1953 in Wien, verheiratet, Mutter einer Tochter und eines erwachsenen Sohnes. Seit 2007 bekleidet Franziska Simader-Schober die Position der Integrationsmanagerin für die Ausländer_innenbeschäftigung in der Erste Group Bank AG. 2015 erwarb sie mit einer Master-Thesis zum Thema „Arbeitsmigration in der Erste Group Bank AG“ ihren Master of Science. Da ihre Tätigkeit als Integrationsmanagerin nicht nur ein Job, sondern ihr längst zur Herzensangelegenheit geworden ist, stellt sie ihr umfangreiches Wissen auch als Expat Consultant zur Verfügung.

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