DAS PROJEKT

STRENCH ist ein vom EU-Programm Interreg Central Europe gefördertes Projekt, das vom Institute of Atmospheric Sciences and Climate - National Research Council of Italy (IT) geleitet und in Partnerschaft mit acht weiteren Partnerorganisationen aus Zentraleuropa durchgeführt wird.

Natürliche und vom Menschen verursachte Gefahren, anthropogene Einflüsse und extreme Klimaveränderungen setzen das Natur- und Kulturerbe immer wieder und immer häufiger unter Druck. Darüber hinaus stellen solche Katastrophen und Unglücke neue und sich ständig verändernde Herausforderungen für den Erhalt von Kulturgütern dar und erfordern dringend innovative Konservierungs- und Schutzkonzepte, insbesondere unter extremen klimatischen Bedingungen. Diese Ereignisse bedrohen zudem die sozialen, kulturellen, historischen und künstlerischen Werte des Erbes, die Sicherheit der Bürger_innen und haben Auswirkungen auf die mit dem Tourismus verbundene lokale Wirtschaft. Daher ist die Erforschung von Anpassungsstrategien, Methoden und anderen Abhilfemaßnahmen von entscheidender Bedeutung, um das europäische Kulturerbe vor dem ständigen Druck, dem es ausgesetzt ist, und den daraus resultierenden Folgen des Verfalls zu schützen.

STRENCH zielt darauf ab, die Handlungsfähigkeit von politischen Entscheidungsträger_innen, Behörden, dem Privatsektor und gessellschaftlichen Akteur_innen zu verbessern, um die Widerstandsfähigkeit von Kulturstätten, Strukturen und Gebäuden des kulturellen Erbes in einer sich verändernden Umwelt durch proaktive transnationale Kooperation und Koordination zu stärken.

Durch die transnationale Zusammenarbeit soll STRENCH in erster Linie die Kapazitäten der  mittel- und osteurpäischen Gebietskörperschaften verbessern, um die Widerstandsfähigkeit ihres Kulturerbes im Bereich des Umwelt- und Landschaftsschutzes zu erhöhen, die langfristige sozioökonomische Entwicklung der Regionen zu fördern, und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.

Die Projektergebnisse sollen es ermöglichen, proaktiv auf die Bedürfnisse und Anforderungen von Interessenvertreter_innen und politischen Entscheidungsträger_innen, die für den Katastrophenschutz und den Schutz von Kulturgütern verantwortlich sind, einzugehen und die aktive Beteiligung von Bürger_innen und lokalen Gemeinschaften an Entscheidungsprozessen zu fördern.

HINTERGRUND

Trotz der international anerkannten Auswirkungen des Klimawandels auf das Natur- und Kulturerbe, die durch zahlreiche von der Europäischen Kommission geförderte Projekte zu diesem Thema belegt werden, werden der Schutz und die Erhaltung des Kulturerbes im Rahmen einer breiteren internationalen Klimaschutzpolitik noch nicht ausreichend und angemessen berücksichtigt, wie der jüngste Bericht des Weltklimarates über Auswirkungen, Anpassung und Verwundbarkeit (IPCC, 2014) zeigt. Auf nationaler Ebene wurden in jüngster Zeit vereinzelte Versuche unternommen, das Kulturerbe in die breitere nationale und internationale Politik zu integrieren (Italien, Frankreich). Darüber hinaus hat die Forschung die Notwendigkeit von Mehrfachrisikoszenarien für komplexe Strukturen (Kulturlandschaften, historische Zentren, archäologische Stätten), Frühwarnsystemen und Katastrophenvorsorgemaßnahmen, die sich speziell an die für das Kulturerbe-Verantwortliche richten, als noch zu schließende Lücken hervorgehoben (Bonazza et al., 2018. Safeguarding Cultural Heritage from Natural and Man-made Disasters).

Des Weiteren sollten die mangelnde Aufmerksamkeit und die unzureichenden finanziellen Mittel, die bürokratischen Hürden und das nach wie vor unzureichende gesellschaftliche und politische Bewusstsein dafür, dass das Natur- und Kulturerbe ein Anreiz zur Minderung der Auswirkungen von Katastrophenereignissen sein kann und dass sein Schutz zur Unterstützung der sozioökonomischen Entwicklung und des nachhaltigen Tourismus gefördert werden sollte, hervorgehoben werden. Eine effektivere Zusammenarbeit zwischen den an der Entscheidungsfindung beteiligten Akteur_innen, einschließlich der Wissenschaft, würde dazu beitragen, Prioritäten zu setzen und Ressourcen angemessen zuzuweisen.

Im Einklang mit dem Sendai Rahmenwerk für Katastrophenvorsorge 2015-2030 und der Europäischen Kulturagenda werden die politische Entwicklung innovativer Strategien und die Integration des Kulturgüterschutzes in wichtige Politik- und Planungsdokumente an Bedeutung gewinnen.

STRENCH wird maßgeschneidert und robust implementiert, um einsatzbereite Lösungen für das Management des durch klimawandelbedingte Extremereignisse gefährdeten Kulturerbes bereitzustellen. Dabei werden Klimamodelle, Risikoindizes, Vulnerabilitätsbewertungen und Copernicus-Dienste/Produkte genutzt, die im Rahmen abgeschlossener und laufender EU-finanzierter Projekte entwickelt, getestet und angewendet wurden. Die Ergebnisse der folgenden Projekte werden herangezogen:

Die Interreg CENTRAL EUROPE Projekte „ProteCHt2save“, „RUINS“, „HICAPS“ und „BhENEFIT“, die H2020 Projekte „HERACLES“ und „Shelter“, die FP6 Projekte "NOAHS ARK" und "Climate for Culture" sowie das DG-EAC Projekt "Safeguarding Cultural Heritage from Natural and Man-Made Disasters".

ZIELE DES PROJEKTS

Das übergeordnete Ziel von STRENCH ist es, die Kapazitäten für die nachhaltige Nutzung des kulturellen Erbes und seiner Ressourcen zu verbessern: Die Fähigkeiten und das Wissen von politischen Entscheidungsträger_innenn, Behörden, dem Privatsektor und gesellschaftlichen Akteur_innen in Bezug auf den Erhalt und das Management von Natur- und Kulturerbe, das durch die Auswirkungen von gefährlichen Ereignissen im Zusammenhang mit dem Klimawandel bedroht ist, sollen gestärkt werden.

Die Projektaktivitäten zielen darauf ab, den Schutz, das Management, die nachhaltige Nutzung und die Inwertsetzung des Kulturerbes in einer sich verändernden Umwelt zu verbessern, indem ein innovatives Instrument und regionale sowie internationale Strategien entwickelt und implementiert werden, die auf der präzisen Verarbeitung, Harmonisierung und Verbreitung der bestehenden Ergebnisse zielgerichteter europäischer Projekte zur Vulnerabilität und Resilienz des Kulturerbes gegenüber extremen (Natur-)Ereignissen basieren:

  • anwendungsbereite Lösungen zur Bewertung der Auswirkungen des Klimawandels (Web-GIS-Tool, Gefahrenkarten, Methodik zur Klassifizierung der Vulnerabilität, Strategien zur Reduzierung des Katastrophenrisikos): 

Die Instrumente umfassen die Gefahrenbewertungen durch Sturzfluten, Stürme, Erdrutsche, Starkniederschläge, Überschwemmungen in großen Flusseinzugsgebieten und durch Trockenheit verursachte Brände. Sie befassen sich mit dem Schutz zusätzlicher kultureller Kategorien wie Kulturlandschaften, historischen Parks, archäologischen Stätten und kleinen Ruinendörfern in Berg- und Küstenregionen, indem sie die Ergebnisse von Managementmodellen für die Erhaltung des kulturellen Erbes nutzen. Zusätzlich werden Satellitendaten und -dienste des Copernicus-Programms genutzt, um eine Plattform für die Entwicklung von Frühwarnsystemen zu schaffen, die speziell auf den Schutz von Kulturgütern ausgerichtet sind. Die Kombination von Echtzeitdaten aus der Erdbeobachtung mit Ergebnissen aus Klimamodellen ermöglicht eine kurz- und langfristige Risikoabschätzung.

 

  • Strategien zum Schutz des gefährdeten Kulturerbes:

Die Umsetzung der entwickelten nachhaltigen Risikomanagementstrategien (Vorsorge, Notfall, Wiederherstellung) wird an sieben Pilotstandorten in den sieben Partnerländern getestet. Dies gewährleistet die Erprobung der Strategien und Instrumente für gezielte Maßnahmen zum Aufbau von Resilienz.

 

  • Unterstützung von lokalen Akteur_innen bei der Verbesserung ihres Know-hows im Prozess der Festlegung von Interventionsprioritäten und -strategien:

Zwei Sommerschulen widmen sich der Anwendung des WebGIS-Tools, der Multi-Risiko-Analyse des Kulturerbes und präventiven Maßnahmen zur Erhaltung des gefährdeten Kulturerbes und der Kulturlandschaft.

 

Darüber hinaus werden konkrete Schritte unternommen, um das Kulturerbe in nationale und regionale Pläne zur Reduzierung des Katastrophenrisikos zu integrieren, indem spezifische Maßnahmen und Strategien entwickelt und eine proaktive Zusammenarbeit zwischen den am Entscheidungsprozess beteiligten Akteur_innen gefördert werden. Von Anfang an wird ein partizipativer Ansatz mit den verschiedenen betroffenen Zielgruppen (öffentliche Behörden, soziale Einrichtungen, Forschungssektor) gefördert.

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