20.04.2021

Das Rektorat der Universität für Weiterbildung Krems lud gemeinsam mit der Stabsstelle für Gleichstellung und Gender Studies, dem Arbeitskreis für Gleichbehandlungsfragen, dem Department für E-Governance in Wirtschaft und Verwaltung und der Hochschüler_innenschaft der Universität für Weiterbildung Krems alle Interessierten in einen virtuellen Veranstaltungsraum ein. Das Interesse am Event und die Beteiligung an der intaktiven Session war sehr groß. 

 

Nachdenken über Lösungsansätze  

Christina Hell (Team für Digitale Transformationen) sowie Nike Pulda und Judith Schossböck (Zentrum für E-Governance) gingen in ihrem Beitrag auf den Umstand ein, wie wichtig die Inklusion aller Geschlechter im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung ist. Zum einen wiesen sie darauf hin, dass in STEM-Berufen immer noch ein deutliches Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen besteht. Dies manifestiert sich u.a. in den Studierendenzahlen in den am Zentrum für E-Governance angesiedelten Programmen „Professional MSc Management und IT“ (91% männliche und 9% weibliche Studierende) sowie Digital Corporate Governance (83% männliche und 17% weibliche Studierende). Zum anderen hat dieses Ungleichgewicht auch Auswirkungen auf die reale Welt: Nicht nur Suchmaschinen reproduzieren bestehende Stereotypen sondern auch Produktdesigns basieren häufig auf „männlichen“ Daten anstelle den Körpern und Bedürfnissen von Frauen. Wussten Sie beispielsweise, dass Frauen häufiger in Autounfällen sterben, weil Crashtest-Dummies einem durchschnittlichen Männerkörper nachempfunden sind? Auch im Zuge der COVID-19-Pandemie wurde die Problematik der Schutzanzüge für Frauen im Gesundheitsbereich, welche oft primär für Männerkörper entwickelt werden, thematisiert. Das Sammeln von gender-spezifischen Daten ist daher gerade in diesen Bereichen besonders wichtig. 

Den Abschluss des Beitrages bildete der Hinweis, dass die Gleichstellung aller Geschlechter nicht nur Frauensache sei, sondern auch sogenannte „male allies“ betrifft: sprich Männer, für welche die Gleichstellung der Geschlechter über ein bloßes Lippenbekenntnis hinausgeht. An dieser Stelle wurden eine Reihe an Maßnahmen genannt, von denen Männer und Frauen gleichermaßen profitieren können, beispielsweise eine Änderung des Recruiting-Prozesses in männerdominierten Branchen, mehr Mentoring-Programme (bei denen Frauen mit Mentor_innen zusammenarbeiten), sowie die pro-aktive Unterstützung von Frauen auf ihrem Karriereweg. Diskutiert wurde beispielsweise die Frage, wie wir Karrierewege von Frauen fördern und ihnen im Geschäftsalltag mehr Gehör verschaffen könnten. 

 

Ein Toolkit für mehr Chancengleichheit 

In einer interaktiven Session wurde gemeinsam mit den Teilnehmenden an Lösungsansätzen und Ideen zur Verringerung der oben genannten Probleme getüftelt – mit dem Ziel, konkrete Visionen mitzunehmen. Alle Ideen wurden in einem Padlet gesammelt. Hier wurde insbesondere deutlich, dass flexible, eigenständige Arbeitszeiteinteilung, mehr Homeoffice als hilfreich am Wege zu mehr Gleichstellung empfunden werden. Dabei fand der Vorschlag einer inklusiven Ausrichtung des Systems, bei der vermehrt auf die individuelle Lebenssituation der Einzelnen (z.B. Kinderbetreuung und individuelle Verpflichtungen) eingegangen werden soll, vermehrt Zustimmung.  Auch Mentoring-Programme, bei denen Frauen mit Männern als Mentoren zusammenarbeiten, wurden von den Teilnehmenden besonders gut bewertet sowie der Vorschlag, Frauen in Meetings mehr Gehör zu verschaffen. Positiv bewertet wurden auch eine Sensibilisierung für das Thema Daten-Bias, die Idee mehr gendergerechtes Unterrichtsmaterial zu entwerfen sowie das Gender-Thema in entsprechenden Curricula zu verankern und nicht als ein „Extra-Modul“ zu betrachten. Die Idee, Männer aktiver in den nächsten Frauentag und dessen Gestaltung einzubeziehen fand viel Zustimmung.    

 

Nicht zufriedenstellende Datenlage 

Katharina Mader von der Wirtschaftsuniversität Wien ging in ihrem Beitrag insbesondere auf die Covid-19-Pandemie und ihre Auswirkungen sowie auf die unbezahlte Haus- und Sorgearbeit ein. Hier ist die Datenlage anlässlich einer aktuellen Studie aus 2020 wenig zufriedenstellend: Beispielsweise zeigte sich beim Thema Homeschooling eine klare Zuständigkeit der Mütter für das Lernen, sowie ein deutlich umgekehrtes Bildungsgefälle in Zeiten der Krise.  

 

Kein Luxusthema 

Gleichstellung ist jedenfalls auch in der Krise kein Luxusthema, dem man sich erst wieder widmen sollte, wenn die Zeiten besser werden. Eines zeigte die Veranstaltung deutlich: Es gibt noch viel zu tun, aber ebenso viele Ideen. Sie sind interessiert, welche? - Werfen Sie doch hierzu einen Blick in das Padlet zur Veranstaltung (Link siehe unten). 

 

Wir bedanken uns bei allen für die rege Beteiligung und das sehr gute Feedback! Und vielleicht sehen wir uns nächstes Jahr beim Frauentag an der Universität für Weiterbildung Krems.  

Weiterführende Informationen

Sprecherinnen

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