Seit drei Jahrzehnten ist die Universität für Weiterbildung Krems von einer Idee getragen: lebensbegleitendes Lernen. Als führende Universität für Weiterbildung in Europa trägt sie den Gedanken der Höherqualifikation in die Zukunft.

Von Roman Tronner

 

Das Jahr 1996 wurde von der EU erstmals zum Jahr des lebenslangen Lernens erklärt. In Krems war man schon einen großen Schritt vor­aus: Die damals Donau-Universität Krems genannte Hochschule hatte ihren Betrieb offiziell im September 1995 aufgenommen, einen Monat, bevor Rat und Kommission ihren Beschluss fassten.
Österreich war mit der in der ehemaligen Tabakfabrik Krems eingerichteten Bildungsinstitution für erwachsene Lernen­de zum Pionier geworden. Die Zeit war reif dazu. In ganz Europa wuchs die Bedeutung des lebensbegleitenden Lernens. Im Vertrag von Maastricht 1992 wurde lebenslanges Lernen als Schlüssel zur Wettbewerbs­fähigkeit und sozialen Inte­gration definiert. Bund und Land Niederösterreich setzten nach einer breiten Ideendiskussion auf Weitblick: Im Mittelpunkt der neuen universitären Einrichtung in Krems sollte die wissenschaftliche Weiterbildung stehen. Der Nationalrat gab dafür grünes Licht und beschloss die Errichtung als Universitätszentrum für Weiterbildung. Bereits am 1. Oktober 1995 wurde u.a. mit den Universitätslehrgängen EURAS (European Advanced Studies) und EURO-JUS der Studienbetrieb aufgenommen. Inno­vativ ging es weiter: 1997 vergab die Universität erstmals den neuen Grad Master of Advanced Studies, 1998 folgte die erste Graduierung zum Master of Business Administration (MBA) in Österreich.

Ambitioniert verliefen auch die 2000er- Jahre. Während Europa mit der Lissabon-­Strategie Anfang des Jahrzehnts zum dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum aufsteigen wollte und Weiterbildung als zentrales Instrument dafür erach­tete, wurde in Österreich die Donau-­Universität Krems 2004 mit einem eigenen Bundes­gesetz zur „Universität für Weiterbildung Krems“ erhoben. Zwei Jahre davor erarbeitete der Gesetzgeber das Universitätsgesetz 2002. Einige seiner Prinzipien, wie die Vollrechtsfähigkeit, orientierten sich an der in Krems ansässigen Weiterbildungsinstitution.

 

Wachstum und Integration

Eine Ära der Kontinuität, des Wachstums und der letztlich vollständigen Integration der Universität für Weiterbildung Krems in die Landschaft öffentlicher Universitäten begann 2013 mit der Inauguration eines neuen Rektorats mit Friedrich Faulhammer an der Spitze. Unter dem vormaligen Spitzenbeamten im Wissenschaftsressort erhielt die Universität Krems 2014 das Promotionsrecht und 2021 das Habilitationsrecht. 2019 wurde sie als öffentliche Uni­versität in das UG 2002 sowie in der Folge einstimmig in die Österreichische Universitätenkonferenz uniko aufgenommen. Gleichzeitig erreichte die Universität einen vorläufigen Höchststand an Studierenden mit über 8.000. Als verlässlicher Partner des Ausbaus erwies sich das Land Niederösterreich, das die Infrastruktur am Campus Krems bereitgestellt und laufend erweitert hat. Zusätzliche Gebäudeteile sowie die Core Facility Campus Krems als Forschungsinfrastruktur – neben den vorhandenen Laborskamen dazu. Die Geräte auf dem neuesten Stand ermöglichen nicht nur ein breites Methodenspektrum, sondern fördern gemeinsame Projekte mit den Nach­­barhochschulen am Campus, der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und der IMC Hoch­schule für angewandte Wissenschaften.

Konsolidierung und eine Phase neuer Akzente kennzeichnen die jüngste Vergangenheit. Mit der Reform der hochschulischen Weiterbildung im Zuge der Novelle des Universitätsgesetzes im Jahr 2021 hat die Universität für Weiterbildung Krems die Chancen ergriffen, die sich mit der neuen „Bologna-­konformen“ Architektur der Abschlüsse sowie der Flexibilisierung der Weiterbildungsstudien – Stichwort Stackability – boten: Unter­schied­li­che Kurzprogramme können als Stackable Programs miteinander kombiniert und bis zu einem akademischen Abschluss (Bachelor oder Master) verbunden werden. Zusätzlich entstanden neue Bachelor- und Masterstudien der Weiterbildung. Auf Ebene der Hochschulpolitik gelang der Universität durch Mitgestaltung der UG-Novelle eine Gleichwertigkeit der akademischen Grade, welche eine Durchlässigkeit zwischen Regel- und Weiterbildungsstudien ermöglicht.

 

Europäische Allianz

Europa war für die in diesem Raum führende öffentliche Universität für Weiterbildung die logische Erweiterung des Aktionsradius. Im Verbund mit namhaften Universitäten anderer Länder, darunter das französische Le Cnam initiierte die Universität Krems eine europäische Universitätsallianz für Weiterbildung. Ziel der Ende 2022 gegründeten EU.ACE ist, wissenschaftliche Weiterbildung als Struktur­element des europäischen Hochschulraums zu verankern.

Herausforderungen prägen die Gegenwart. Europa wieder auf die globale Überholspur zu bringen, ist eine davon. Als entscheidenden Hebel für Innovation, Produktivität und soziale Inklusion misst der 2024 vorgestellte Draghi-Bericht zur Zukunft der Wettbewerbsfähigkeit Europas u.a. tertiärer Bildung und universitärer Weiterbildung zentrale strategische Bedeutung bei. Als führende Universität für wissenschaftliche Weiterbildung in Europa und (insbesondere) in Österreich – laut Universitätsbericht 2023 studieren mehr als 40 Prozent aller Weiterbildungsstudierenden an der Universität Krems – prägt die Universität aktiv die Zukunft der Weiter­bildung und setzt neue Impulse für deren Weiterentwicklung. Sie versteht sich als Partnerin für Menschen auf ihrem Lebensweg, unterstützt deren persönliche Entfaltung und trägt so zur Höherqualifika­tion der Bevölkerung bei – ein Beitrag zu höherer sozialer Durchlässigkeit, zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und vor allem Ausdruck ihrer gesellschaftlichen Verantwortung. Qualität, Innovation und gesellschaftliche Wirksamkeit als Leitmotive werden für die Universität wie bisher, nun unter neuem Rektorat, auch in Zukunft im Mittelpunkt stehen.

 

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