Sein gesamtes bisheriges Berufsleben widmet Alumnus Dieter Rothbacher schon dem Schutz vor chemischen, biologischen, radiologischen und nuklearen Gefahren – beim österreichischen Bundesheer, in zahlreichen internationalen Organisationen und im eigenen Unternehmen.
Von Ilse Königstetter
Als Dieter Rothbacher mit 18 Jahren zum allgemeinen Wehrdienst beim Österreichischen Bundesheer einrückte, war noch nicht vorauszusehen, dass das der Ausgangspunkt für eine militärische Karriere sein würde. Die Bildungsmöglichkeiten, die ihm die Militärakademie eröffneten, betrachtete er als durchaus attraktiv, umso mehr, als sie ihm nach vielfältigen Kursen und Ausbildungen auch Chancen zu internationalen Einsätzen, etwa über die Vereinten Nationen (UN) boten. „Ich beschloss, das Einjährig-Freiwilligenjahr zu absolvieren und dann Berufsoffizier zu werden“. 1993 absolvierte er einen Auslandseinsatz als Mitglied der Chemical Destruction Group UNSCOM (United Nations Special Commission) im Irak. Diese Gruppe setzte sich über einen Zeitraum von über zwei Jahren aus mehr als 100 Personen aus 25 Ländern zusammen. Deren Aufgabe bestand darin, die Iraker bei der Zerstörung ihrer chemischen Waffen zu unterstützen und zu beaufsichtigen. „Nicht allzu viele ABC-Abwehrspezialisten (Anm: Abwehr atomarer, chemischer und biologischer Kampfmittel) bekommen die Gelegenheit, so intensiv und praxisnah in diesem Feld zu arbeiten“, weiß Rothbacher, dass er sich glücklich schätzen kann, diese Erfahrung gemacht zu haben. „Das beeinflusste meine weitere Arbeit im Bereich der Abrüstung von Massenvernichtungswaffen (WMD) entscheidend und prägte meinen Lebensweg maßgeblich mit“. Vergleichbare Einsätze folgten im Rahmen seiner Tätigkeiten bei der Organisation zum Schutz vor chemischen Waffen (OPCW) und umfassten beispielsweise die Überprüfung von deklarierten chemischen Kampfstoffen in diversen Länden sowie die Überwachung ihrer Zerstörung. „Diese Einsätze waren allerdings kürzer und weniger intensiv als die Arbeit im Irak“, erinnert sich der ehemalige Berufsoffizier.
Ein internationaler Werdegang
Inzwischen blickt Dieter Rothbacher auf mehr als 30 Jahre Erfahrung im Bereich von CBRN, also chemische, biologische, radiologische und nukleare Gefahren sowie WMD zurück. Er reüssierte in internationalen Organisationen in verschiedenen Funktionen, wie als Leiter von Inspektionsteams und Trainingsverantwortlicher des Inspektorates der OPCW in Den Haag, als Teamleiter eines multidisziplinären Inspektionsteams bei den UN in New York (Einsatzort Irak), als Präsident des internationalen CBRNe Institutes Belgien oder als Projektverantwortlicher für Massenvernichtungswaffen beim Österreichischen Bundesheer, um nur einige zu nennen. 2009 entschloss sich Rothbacher, seine umfangreiche internationale zivile Expertise in Sicherheitsfragen in ein eigenes Unternehmen einzubringen und gründete die CBRN Protection GmbH.
Auf der akademischen „Schulbank“
Sich kontinuierlich für Innovationen zu interessieren und in verschiedensten Bereichen auf dem Laufenden zu bleiben, war für Rothbacher schon immer eine Selbstverständlichkeit. „Im Zuge meiner Unternehmensgründung habe ich dann nach einem vertiefenden Studium gesucht“, berichtet Rothbacher. An der Universität für Weiterbildung Krems, bereits damals Vorreiterin für diese Themen, wurde er mit dem Studienlehrgang Sicherheitsmanagement fündig. „Ausschlaggebend war für mich die Möglichkeit, das Studium berufsbegleitend absolvieren zu können und zu lernen, wie man sich einem Forschungsthema formaltechnisch annähern kann“, erinnert er sich an die Gründe für seine Entscheidung. Eine Wahl, die er nicht bereute: „Die gesamte Infrastruktur im Studienlehrgang erlebte ich positiv und den Unterricht sehr praxisorientiert.“ Da Rothbacher zu diesem Zeitpunkt selbst schon über ein großes Fachwissen verfügte, konnte er sich auch thematisch einbringen. Sein Studium schloss er 2012 mit einer aufwändigen Masterthese zum Thema „Verhinderung und Detektion von CBRN Anschlägen auf Öffentliche Verkehrsmittel“ als Bester seines Lehrgangs ab.
Immer wieder neu durchstarten
Seine internationalen Tätigkeiten und der stetige Aufbau seines Unternehmens hinderten Rothbacher nicht an weiteren umfangreichen Bildungsmaßnahmen. Er spricht nicht nur vier Sprachen, sondern setzte seinem Studium in Krems noch drei weitere nach. So erwarb er einen MSc in Business Development an der Budapest College of Management Corvinus University, einen MSc an der University Tor Vergata Rom und 2023 einen PhD in CBRNE/Industrial Engineering, ebenfalls an der University Tor Vergata Rome. Darüber hinaus ist er Mitglied des Directive Boards der „CBRN Masterstudien“ an der Universität Tor Vergata/Rom und hält dort auch Vorlesungen. Überhaupt zählen Schulungen und Trainings in Sachen Sicherheit zu seinen Leidenschaften. Seine umfassenden Erfahrungen im Bereich CBRN (inter alia Training, Testen, Research, CBRN Business Development and Consulting) bringt er jetzt in sein Unternehmen ein. „Mein Arbeitsumfeld macht mir noch immer viel Spaß, weil es abwechslungsreich ist und man ständig etwas Neues lernt“, sagt Rothbacher. Vom österreichischen Bundesheer hat er sich (im Rang eines Oberstleutnants) 2023 aus dem Aktivstand verabschiedet, um sich ausschließlich auf die eigene Firma zu konzentrieren. Und da sind ja auch noch seine Frau, eine gebürtige Italienerin und erfolgreiche Dolmetscherin sowie sein neunjähriger Sohn, die derzeit in Rom leben und im Augenblick ein Pendlerleben erforderlich machen. „Früher habe ich bis zu neun Monate pro Jahr im Ausland verbracht“, erzählt der Vielbeschäftigte, „aktuell versuche ich, das auf ein bis zwei Wochen im Monat zu beschränken“. Für die Familie möchte er sich jetzt einfach mehr Zeit nehmen.
DIETER ROTHBACHER
Dr. Dieter Rothbacher, MMMSc, ist CEO und Eigentümer der CBRN Protection GmbH. Mehr als 25 Jahre war er CBRN Verteidigungsoffizier beim Österreichischen Bundesheer, leitete ein Inspektionsteam bei der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) und war UN WMD Experte im Irak. An der Universität für Weiterbildung Krems absolvierte er das Studium „MSc in Safety and Security Management 2012“ sowie drei weitere Studien in Budapest und Rom.
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