Beschreibung

Performancekunst

Performancekunst stellt den Prozess, das Momenthafte, die Präsenz der menschlichen Körper in den Mittelpunkt. Der Körper im Hier und Jetzt wird zum künstlerischen Ausdrucksmittel. Das Objekthafte des Kunstwerks und dessen Beständigkeit tritt in den Hintergrund, das Werk als kommodifizierbares Objekt wird in Frage gestellt.

Institutionelle archivarische Standards sind strengen Regeln unterworfen und auf die detaillierte und unveränderte Bewahrung eines Zustandes (Konservierung) ausgerichtet. Was tun mit einer Kunstform, die immer in Bewegung ist und deren Charakteristikum die im Moment verhaftete Beziehung zur/m BetrachterIn darstellt? Wie soll eine Zeitspanne, ein Ort, ein Raum in dem sich Körper bewegen und aufeinander reagieren, archiviert werden? Der Kunstraum Niederösterreich, der einzige in Wien situierte Ausstellungsraum unter den niederösterreichischen Kulturinstitutionen, besteht seit 2005 und ist Teil der Niederösterreichischen Museum Betriebs GmbH sowie der Niederösterreich Kulturwirtschaft Holding.

Der inhaltliche Schwerpunkt des Ausstellungshauses liegt auf junger, experimenteller Gegenwartskunst mit einem besonderen Fokus auf Performancekunst. Neben hunderten Foto- und Videodokumentationsmaterialien von veranstalteten Performanceprojekten entstand eine umfängliche Sammlung an eingereichten Konzeptvorschlägen und Portfolios für den H13 Performancepreis, dem einzigen Preis für Performancekunst in Österreich, der seit 2007 jährlich vergeben wird.

Der Sammlungsschwerpunkt im Kunstraum ergibt sich aus dieser langjährigen Beschäftigung mit Performancekunst. Anhand des vorliegenden Performancebestands des Kunstraum Niederösterreich und der Landessammlungen Niederösterreich sollen im Dissertationsvorhaben die Grundlagen der Archivierung von Performancekunst erforscht werden.

In Peergroup-Workshops und Interviews sollen unterschiedliche Strategien der Archivierung gesammelt, ausgewertet, im internationalen Vergleich analysiert und neue Methoden erarbeitet werden. Mit Hilfe künstlerischer Forschung sollen in Zusammenarbeit mit KünstlerInnen und VermittlerInnen Methoden zur Weitergabe von performativem (Praxis-)Wissen analysiert und entwickelt werden. Theorien aus Kulturwissenschaften, Performance Studies, Philosophie und Archivwissenschaften dienen als Ausgangspunkt für eine kritische Betrachtung der derzeitigen Standards für die Archivierung von Performancekunst.

Dadurch dass Performancekunst eine vergleichsweise junge Kunstform darstellt, ergibt sich die Möglichkeit, PerformancekünstlerInnen und TheoretikerInnen der ersten Stunde persönlich zu befragen. Aus heutiger Sicht besteht für unsere Generation die Verantwortung, sich der Vor- und Nachlässe der PionierInnen der Performancekunst anzunehmen, ihre Strategien und Methoden der Archivierung von damals bis heute zu analysieren, zu erforschen und auf Basis dieser Erkenntnisse neue, alternative Strategien sowie Best Practice Beispiele der Archivierung zu entwickeln.

Diese Forschungsarbeit versteht sich als ein Beitrag zur aktuell relevanten Grundlagenforschung und der Entwicklung adäquater Standards im Bereich der lokalen wie auch internationalen Performance- und Archivwissenschaften. Da das Video für PerformancekünstlerInnen eines der am häufigsten verwendeten Medien darstellt, sollen Forschungsergebnisse ausgetauscht und für die Archivierung der zeitbasierten Medien auch im Bereich Medienkunst in den Landessammlungen nutzbar gemacht werden. Anhand der Auswertung und Analyse der Forschungsergebnisse soll ein Konzept für ein Performancearchiv entstehen, das die entsprechenden Bestände der Landessammlungen Niederösterreich und des Kunstraum Niederoesterreich nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erfasst mit dem Potenzial, öffentlich zugänglich gemacht zu werden.

Details

Projektzeitraum 01.01.2019 - 31.12.2021
Fördergeber Bundesländer (inkl. deren Stiftungen und Einrichtungen)
Förderprogramm nfb
GFNÖ
Department

Department für Kunst- und Kulturwissenschaften

Zentrum für Museale Sammlungswissenschaften

Projekt­verantwortung (Universität für Weiterbildung Krems) Mag. Sandra Sam
Projekt­mitarbeit
Mag. Marlies Surtmann

Team

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